Solopaddeltour mit einem Faltboot an der Südküste Kretas Oktober 2000


in Google Earth
Vorwort
Anreise
15.10.2000
16.10.2000
17.10.2000
18.10.2000
19.10.2000
20.10.2000
21.10.2000
22.10.2000
23.10.2000
24.10.2000
25.10.2000
26.10.2000
29.10.2000
Schlussbetrachtung
Ausrüstung

Vorwort

Im Oktober diesen Jahres habe ich mir einen langjährigen Traum erfüllt, die Küsten Kretas zu befahren. Da ich mich für die Reise recht kurzfristig entschlossen habe, fand sich kein Mitpaddler mehr. Also Solo! Ich wollte auch nicht Kilometer fressen sondern ohne Stress gemütlich die Sonne genießen.

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Anreise

Meine zwei Faltboottaschen und eine Gepäcktasche von insgesamt 60kg erscheinen am Förderband des Flughafens in Heraklion. Das Boot hatte ich bei Condor als Sportgepäck (max. 30 kg) angemeldet und kostete mich 100.- DM für Hin- und Rückflug. (10 kg Übergepäck gingen auf Kulanz). Nach dem Verstauen der Sachen im Leihwagen, fahre ich zu meinem Startort nach Paleochora in Südwesten von Kreta.

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15.10.2000 Paleochora bis Sougia GPS Log

Der Wind hat abgeflaut und kommt aus Osten. Heute werde ich starten. Ich versuche, das erste Mal alle Sachen in das Kajak zu packen, mal sehen, ob ich all mein Zeug rein bekomme? Ich habe es geschafft, ich weis zwar nicht mehr wo was ist, aber das wird sich noch finden, es ist ja erst der 1. Tag. Das schwer beladene Faltboot auf den Karren gehievt, es biegt sich bei dem Anheben an den Enden ganz schön durch. Um 10:40 Uhr zügig los gepaddelt in Richtung Osten.

GPS läuft mit, es geht zügig voran mit ca. 5-6 km/h, leichter Gegenwind. Es ist manchmal wirklich schwierig die Entfernung einzuschätzen, sind es 5 km oder 500 m? Die steile Felsenküste sieht sehr zerbröckelt aus. Ich habe das Gefühl es könnte jeden Augenblick einer dieser Felsblocken herrunter fallen. Um die Ecke ist eine Höhle. Ich fahre hinein und lasse mich von einem Griechen, der mit seinen Motorboot, einer blonden Frau imponieren will, fotografieren. Dies ist eine der wenigen Möglichkeiten als Solopaddler mit Boot abgelichtet zu werden. Ein Stück weiter fahre ich in die Bucht von Lisos, da es ist noch früh ist habe ich noch Zeit, diesen Platz unter die Lupe zu nehmen. Hier läßt sich bei den meisten Winden gut anlanden und Platz um ein Zelt aufzustellen wäre auch. Es ist eine hübsche Stelle, die nur zu Fuß, oder von See zugänglich ist. Außer ein paar antiken Ruinen und einer Kapelle gibt es dort nicht viel. Zwei Sachen haben mich aber gestört, die Neckermänner, aber das hat sich mit dem verschwinden der Sonne hinter den hohen Felswänden um ca.16:00 Uhr von alleine erledigt, der zweite Punkt ist die Verschmutzung des Kiesstrandes, wo man hinsieht und reintitt Teerflecken, in jeder Grösse. Na dann weiter mit der Erkundungsfahrt. Nach ein zwei km, in einer Minibucht gelegen, erreiche ich den kleiner Hafen von Sougia, der durch eine hohe Betonmauer vor den Wellen geschützt ist. Etwas weiter sehe ich den langen Kiesstrand von Sougia, gekrönt von eine langen Reihe von Kneipen. Dies ist mein heutiges Tagesziel. Um 15:20 habe ich das Boot auf den Strand gezogen, ein Bier getrunken und etwas abgelegen, bei einigen Wildcampern neben den paar Häusen von Sougia hinter dem Flussbett am Strand unter ein paar Bäumen meine Hängematte aufgehängt. In der Nacht habe ich schlecht geschlafen, es war saukalt. Kalter Wind blies aus dem Tal, hätte doch meinen Schlafsack mitnehmen sollen. (Mein alter Federschlafsack wiegt 5kg und ist aus Gewichtsgründen durch eine Fleecedecke ersetzt worden).

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16.10.2000 Sougia bis A.Roumeli GPS Log

Wetter: windstill, heiß, sonnig Um 09:40 ist das Zelt abgebaut und das Kajak ins Wasser geschoben. Es geht an langen Stränden der unbewohnten Felsküste entlang bis Agia Roumeli, der Durchgangsstation der Samariaschlucht-Touristen. Ich habe das Faltboot am Strand geparkt, bin zur nächsten Taverna und habe erst mal das Ankomm-Bier bestellt und dazu was gegessen. Einige Zeit vertreibe ich mir, mit dem Beobachten der Touries, die nach den Tavernenbesuchen gut abgefüllt, noch ein mal an den Strand schwimmen wollen. Das letzte Schiff befreit Agia Roumeli von der Hektik. Als die Sonne langsam hinter den Bergen verschwand, tref ich die Vorbereitung für die Nacht: alle Säcke die ich zum Zelten brauche aus dem Innern des Faltbootes gezurrt und gewartet bis es fast dunkel war, um dann das Zelt aufzubauen. Am Abend speißte ich in der Taverne.

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Sougia Agia Roumeli

17.10.2000 A.Roumeli bis Sweetwater Beach GPS Log

Wetter ist wie die letzten Tage, Sonne, fast windstill. Vor Sonnenaufgang bin ich aufgestanden und habe den Morgenkaffee gekocht, gemütlich das Zelt abgebaut, Sack und Kajak gepackt und um 09:30 war ich auf dem Wasser. Nach 4 km, hinter dem langen Sandstrand, habe mich ein bisschen treiben lassen, die Füsse auf Deck gelegt und die Landschaft genossen. Steuerbord voraus sehe ich etwas auf dem Wasser schwimmen. Ich kann mir schon denken was es ist. Irgend eine Vorrichtung mit der die Fischer Fische fangen. An einem alten Kanister hängen 3-5 Plastik-Wasserflachen (a la Vitell) mit einer dicken Angelschnur verbunden in einem Abstand von ca. 50m. an dieser Schnur sind in Abständen von ca. 5-10m eine kurze Schnüre mit Angelhaken (20mm) und einem Stück Fischfleisch als Köder. Das Ganze treibt alleine vor sich hin, bis abends der Fischer die Leinen wieder einholt. Ich habe ja überhaupt keine Ahnung vom Angeln und Fischen, aber reizen würde es mich schon. Eine Schleppleine mit Angelhaken, Schwimmer und was man sonst so brauch, an‘s Kajak zu hängen und den gefangenen Fisch abends am Lagerfeuer zu verspeisen. Am Horizont taucht ein rhythmische Paddel auf, ich freue mich schon ein paar gleichgesinnte Paddler zutreffen, doch bei Annäherung sehe ich, daß es Leihkajaks sind und zwar von der billigsten Sorte, enttäuscht fahre ich weiter. Nächster Stopp Loutro, ein schönes kleines Dorf, in einer idyllischen Bucht gelegen. Ich fahre in diesen versteckten Ort ein und werde schon an der Kaimauer von einem interessierten Australier angesprochen. Ob mein Faltboot ein Feathercraft sei, Nein es ist ein französisches Nautiraid, kostet nur die Hälfte eines Featherc... Die malerischen Häuser laden zum Verweilen ein. "room to rent" ab 30 DM aufwärts. Nach dem üblichen Ankomm-Bier und einem weiteren Gespräch mit einem Hamburger Segler geht es weiter. 3 km von hier soll der Sweetwater Strand sein, und so ist es auch. Schon beim Anblick beschliesse ich für diese Nacht hier zu bleiben.

Sweetwater Beach (N035°12'06''36 E024°06'25''46) hat seinen Namen zu recht, denn unter diesem langen Kieselstrand fliesst Trinkwasser, man braucht nur ein Loch frei zu räumen und das eiskalte Süßwasser sprudelt nur so. Das Meerwasser ist entsprechend wärmer und mit Schwimmbrille sieht man die verschiedenen Wasser sich vermischen. Es flimmert wie heiße Luft.

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A.Roumeli Sweetwater

18.10.2000 Sweetwater Beach bis Vraskas Beach GPS Log

Wetter: anfangs wie zuvor, dann leicht zunehmender WInd aus Südwest, zunehmende Bewölkung. Heute habe ich mal klar Schiff gemacht, alles mal aus dem Boot und aus den Säcken gehohlt und geprüft, wo was in welchem der vielen Säcke ist. Fürs Foto und für mich. Etwas später abgelegt, Vor Chora Sfakion sind einige Höhlen, nach der Erkundung von Zweien haben mich die nächsten dann doch nicht mehr interessiert. Der Fischerhafen rechts neben den Tavernen ist mit einer neuen Schutzmauer versehen worden. Wie bei jedem Einfahren in einen Ort, ist die übliche Frage, wo parke ich mein Kajak. Diesmal entscheide ich mich für den Fischerhafen. Ich finde eine Boje, die aus einer alten orangenen Schwimmweste besteht und binde meine Bugleine daran.

Ich schnappe meine Wertsachen springe ins Wasser, befestigte am Heck eine 8 m Gummileine und schwimme ans Ufer, befestige hier das andere Ende der Leine. Nach ein paar Besorgungen im Ort geht es in umgedrehter Reihenfolge wieder zurück an Bord. Der Wind hat etwas zugenommen und bläst aus Südwest, außerdem bedeckten Wolken die Sonne. Da ich bis nach Frango Kastello entlang einer Steilküste will, und sich das Wetter verschlechtert, fahre ich den nächsten Strand (N035°11'58''91 E024°11'28''58) an. "Vorsichtig ist die Mutter der Porzellankiste", Ich will nichts riskieren. Lieber mal zu früh an Land, als zu weit draussen von schlechtem Wetter überrascht zu werden. Der Wind flaut nach einiger Zeit doch ab. Trotzdem bleibe ich für die Nacht.

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19.10.2000 Vraskas Beach bis Frango Kastello GPS Log

Bei nördlichem Wind gestartet, habe keine zwei Paddelschläge gemacht und der Wind treibt mich schon in die richtige Richtung. Habe meinen spezial Segelschirm aufgeklappt und los geht es. Mit bis zu 10 km/h und X Knoten (GPS lügt nicht) rausche ich dem Ziel Frango Kastello entgegen. Viel stärker hätte der Wind nicht sein dürfen, bei den Wellen die sich aufgebaut haben. Es ist eine wahre Freude die Bugwelle spritzen zu sehen. Nach weniger als einer Stunde ist mein Tagesziel erreicht. Ein seichter Sandstrand ohne Wellen erleichtert mein Anland ziehen des Bootes. In der Taverne keine 20m entfernt, frühstücke ich erst mal ausgiebig. Nach einem kleinen Rundgang zum östlich gelegenen Strand entscheide ich mich für ein Zimmer der Taverne "Kali Kardia” (N035°10'55''62 E024°13'56''61) in der ich vor 10 Jahren schon mal war. Es ist eine gute Entscheidung, denn der Wind frischt noch mehr auf und es bewölkt sich zunehmend. Ich karre das Faltboot also ein paar Meter direkt vor mein idyllisches Zimmer, und freue mich über diese gute Entscheidung, denn es fängt an zu regnen.


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20.10.2000 Frango Kastallo

Immer noch stürmischer Nordwind, gemischt mit Regenschauern. Es ist kalt (15°?)

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21.10.2000 Frango Kastallo


Ich sitze am Strand in der Nähe des kleinen Fischerhafens bei Sonnenaufgang und begutachte das Wetter. eine Tasse Kaffee und das Fernglas begleiten mich. Es ist sehr klar, und man kann Gavdos im Süden ( 40 km) und die Küste von Matala im Osten (ca. 55km) sehen. Davor die unbewohnten Inseln von Paximadia (ca.40km).

Tief hängende Wolkenfetzen ziehen über die Berge Richtung Meer. Ein Stockwerk tiefer, hier am Boden weht der Wind aus West. Am Horizont zieht ein Frachtschiff gemächlich gen Westen. Für mich stellt sich die Frage, wann kann ich weiter, wird das Wetter besser, oder bleibt es noch so windig und frisch? Die Perioden des starken Windes halten hier für gewöhnlich 2-4 Tage, Heute ist der 2. Tag an dem ich hier festsitze. Habe den ganzen Tag am Psion (LINK Bild von Psi) gesessen, und mich mit der Umrechnung von Positionsangaben bestehend aus Grad,Min,Sec in Dezimalgrad beschäftigt. Nun ist es mir möglich die GPS Trackdaten auf den Psion zu kopieren und mit dem Kartenprogramm (RealMaps) anzeigen zu lassen. Die Küstenlinien habe ich mit Daten aus dem Internet (LINK Coastline Extraktor:http://crusty.er.usgs.gov/coast/getcoast.html) erzeugt

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22.10.2000 Frango Kastallo

Morgens wieder das Wetter beobachtet, keine Änderung, starker Wind aus Norden. Nachmittags beim spazieren war der Wind so heftig, daß ich mich gegen lehnen mußte. Es soll morgen besser werden, ich will weiter.

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23.10.2000 Frango Kastallo bis Plakias GPS Log

Ein längerer Tavernenbesuch am Vorabend ließ mich erst um 8 Uhr aufwachen. Ich habe den Sonnenaufgang verschlafen. Schnell einen Kaffee gekocht. Nach dem morgendlichen Strandgang entschließe ich mich die Sachen zu packen und nach 4 Tagen des Wartens los zu paddeln. Um 10:30 bin ich da dann soweit. Der Wind hat nachgelassen, ist nicht mehr so stark und böig, dafür ist es stärker bewölkt als zuvor. Die Wolken ziehen zwar immer noch von Norden über die Berge nach Süden aber auf dem Wasser merkt man von dieser stetigen Windrichtung nichts. Mal bläst er von vorn, mal von rechts, mal von hinten, mal von links. Teilweise böig aber nicht von Dauer. So arbeite ich mich vorwärts, immer schön dicht an an der Küste, denn ich will nicht zu weit nach draußen von einem starken Nordwind aufs Meer getrieben werden. An dem ersten Teil der Strecke gibt es einige Strände, die ich bei akuter Verschlechterung der Wetterlage anlaufen könnte. Viele sind in der Karte eingezeichnet manche nicht. Ich entdeckte auch einen sehr kleinen Hafen in den ich zu einer kurzen Pause einlaufe. Wenn man mit etwas mehr Abstand vorbeigefahren wäre, hätte man diesen übersehen. Von allen Seiten geschützt liegen hier, in einem Hafenbecken von ca. 8*20m 8-10 kleine Fischerboote. Ich schaue noch mal auf die Karte und stelle fest: die heutige Etappe bietet keine Anlandemöglichkeiten. Ich hoffen das der Wind hält. Schaffe ich die nächsten 8 km, wenn der Wind stärker wird? Wie fühle ich mich, hab ich noch Kraft in den Knochen? Klar, bin doch erst warm gelaufen. Gut das ich heute morgen meine Paddeljacke angezogen habe, denn es ist recht frisch und es regnet. Ich merke, daß ich meine Hände im Wasser aufwärmen kann, es ist wärmer als die Luft. Gegen 15:00 nähere ich mich Plakias, fahre um die Hafenmauer auf den Strand mit den Tavernen zu. Ziehe meinen Greenländer an den Strand und bestelle mir in der Kneipe, die dem Boot am Nächsten liegt, ein Bier und Spaghetti Bolognese. Es ist schweinekalt, mit kurzen Hosen und Fleecepulli bibbere ich vor mich hin.

Die Suche nach einem "room", der bootswagenmässig erreichbar ist, verläuft schell. Keine 150m rolle ich mein Kajak zwischen den parkenden Autos vor mein Zimmerfenster. Ich kann es kaum abwarten, mich unter die warme Dusche zu stellen um mich aufzuwärmen.

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24.10.2000 Plakias bis Monipriveli Beach GPS Log

Als ich aus dem Fenster sehe weiß ich schon Bescheid, das Wetter ist noch genauso besch... wie gestern. Nordwind, bewölkt und kalt. nichts desto trotz packe ich mein Boot und rolle es an den Strand von Plakias. Ich stehe in voller Montur da, Spritzdecke, Schwimmweste, und Paddeljacke darüber. Kompaß montiert und Vorsorge getroffen daß sich keine magnetischen Störquellen in der Nähe befinden. Wasserdicht verpackte Karte und GPS liegen auf der Spritzdecke. Ich muß quer über die Bucht nach Süden. Der Nordwind schiebt mich in die gewünschte Richtung. Je weiter ich mich von der Küste entferne, umso grösser werden die Wellen, die von hinten anrollen. Es sprudelt und zischt. mein Faltboot kommt zeitweise ins surfen, alles harmlos, der Greenländer verhält sich gutmütig und tauch mit dem Bug nie unter. Wie vermutet komme ich nach der nächsten Ecke in den Windschatten und kann einen Augenblick verschnaufen. Etwas weiter hinter dem Hügel von Korifi liegen ein paar sehr schön angelegte Appartments, mit einem natürlichen Hafen. Ich fahre hinein und frühstücke erst mal, bin an einer Boje festgemacht. Es steht die Bucht von Damnoni bevor, wo der Wind sich wieder austoben kann und Zeit hat die Wellen aufzubauen. in die Hände spuckt und durch. Die kommenden 6 km sind Felsenküste, an der kein Anlanden möglich ist. Der Wind schiebt mich mal mehr mal weniger. Zeitweise regnet es und die Tropfen werden mir mit den Windböen ins Gesicht geblasen. Ich versuche das Kloster Moni Priveli zu sehen, aber kann es wegen der hohen Felsen nicht finden. Etwas weiter, unter den Blicken einiger Touristen laufe ich den ehem. Aussteiger Strand von Priveli an. Der Neskaffee an der Bude dort wärmt mich auf. In der Schlucht hinter dem Sandstrand befindet sich ein kleiner aufgestauter Bach, umgeben von Palmen.

Ich ziehe das Kajak über den Sand in den Bach und paddle in dem wie ein Dschungelfluß anmutenden Wasser zu einem mir passenden Platz und baue mein Zelt unter Palmen auf.

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25.10.2000 Preveli Beach bis Agios Pavlos GPS Log

Schon in der Nacht sehe ich, daß es sternklar ist, und richtig, die Sonnenstrahlen begrüßen mich bei meinem Morgenkaffee. Die Sonne stimmt mich heiter. Nach so einem verhangenen kalten Vortag. nach dem ich meine 7 Sachen gepackt habe, schiebe ich mein Faltkayak durchs Schilf auf den Tropenfluß und lasse mich vom Wind zum Strand treiben. Los geht die Fahrt mit leicht ablandigem Rückenwind die Strand-und Felsenküste entlang. Ich schaue mir einen kleinen Hafen an, habe aber keine Lust mich dort einzucremen da es keine Bojen gibt um festzumachen. Wieder draußen lasse ich mich treiben und packe die Sonnenmilch aus. Ich schau nach vorn und sehe starken Wind kommen, diesmal direkt von der Küste. Paddel festgehalten und Gas. Vor mir sehe ich Tris Petris (drei Felsen),

und etwas rechts davon die Inseln von Paximadia zu Greifen nah. Die werde ich auch eines Tags mal ansteuern, aber nur zu zweit und bei weniger Wind. Ich fahre zwischen den Felsen durch und der Wind kommt wieder aus einer anderen Richtung mit zunehmender Stärke begleitet von Seegang steuerbords. Es ist ein aufregender Ritt und ich muß mich voll konzentrieren, etwas gegenhalten, um den Kurs beizubehalten. Ich versuche den Segelschirm, er wird mir bei einer Böhe aus der Hand gerissen. Gut, daß ich ihn so gebaut habe, daß er sich automatisch einklappt. Hinter der Landzunge von Pavlos kein Wind, keine Wellen, geschafft! An einem schmalen Kiesstrand 200m weiter, gehe ich anland, und schlage mein Nachtquatier auf.

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26.10.2000 A.Pavlos bis A. Galini GPS Log

Ich verlasse diesen ungemütlichen Strand zeitig. Konfuse Wellen und leichter Gegenwind auf den ersten Kilometern. Der Wind lässt allmählich nach und die Sonne knallt wieder. In Agios Georgios mache ich einen kurzen Zwischenstop. In einer kleinen Taverne serviert mir der fröhliche singende Besitzer einen griechischen Salat und ein Bier. Der Wind ist völlig eingeschlafen und ich brauche jetzt eine Abkühlung. Ich springe ins Wasser, ziehe meine Schwimmbrille auf und schwimme ein paar Meter mit dem Kajak im Schlepp. Das Meer ist so klar, daß ich meinen wasserdichten Fotoapparat auspacke und mein Faltboot von unten fotografiere.

Es ist kein Problem (bei dem Wetter) wieder in mein Boot zu kommen, da der Nautiraid Greenländer

mit einer Länge von 5m und einer Breite von 67cm (mit aufgeblasenen Seitenschläuchen) stabiel genug ist, um sich rittlinks auf das Boot zu setzen und in die Luke zu steigen. Der nächste Ort heißt Agia Galini und besitzt einen grösseren Hafen. Ich sehe sogar ein Boot der Hellenic Coast Guard. Nach dem üblichen Ankommbier suche ich den Campingplatz, der etwas landeinwärts an dem Flüsschen Platis liegt. 100 Meter stromaufwärts sehe ich das Campingplatzschild und packe mein Kajak auf den Wagen. Der große Campingplatz ist fast leer.

Mein Faltboot findet einen Ehrenplatz auf zwei Sonnenliegen. Junge Kätzchen kommen angelaufen, um mich zu begrüssen. Ich mache einen Tag Pause, lasse meine gesammelte Schmutzwäsche in dem Waschsalon waschen und schaue mir den Ort an.

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29.10.2000 Agia Galini bis Matala GPS Log

Wetter: leicht bewölkt, kein Wind, keine Wellen Um 10:15 Uhr habe ich das Boot in den Bach gelassen und bin ein paar Meter zum Meer gepaddelt. Heute steht Matala auf dem Programm. Ich traue mich nicht auf direktem Weg dort hin zu fahren, denn ich müßte mich 4km von der Küste entfernen. Ich bleibe lieber in Ufernähe obwohl die Wetterbedingungen bestens sind. Ich versuche verschiedene Orte auf der Karte auszumachen, ist gar nicht so einfach, da die Orte entweder nicht zu sehen sind, oder kein fester Ortskern auszumachen ist. Auch die auf der Karte eingetragenen Gipfel der Berge sind nicht einfach zu unterscheiden. Also mit Kompaß und Karte den Kurs bestimmt. Gut wäre eine topographische- und eine Seekarte in einem, da die Wanderkarte zwar Orte und Berge wiedergibt, aber nicht die Beschaffenheit der Küste selbst, dies ist wiederum in den Seekarten eingezeichnet.

Da fast völlige Windstille ist, kann ich selbst in 1 - 2 km Küstenentfernung den Grund des Meeres sehen, die Tiefe kann ich nicht schätzen, aber ich kann sehen, daß es sich um Sandboden handelt. Ich mache ein paar Kompasspeilungen, um zu sehen, wie weit ich schon bin. Es ist wirklich schwer einzuschätzen welche Landzunge am Horizont nun die ist, welche auf der Karte zu sehen ist. Da mir die Zeit lang ist, mache ich mir Gedanken wie schnell ist eigentlich meine Paddelschlagfrequenz? Also auf den Sekundenzeiger geschaut und gezählt. 54 Schläge pro min. auf das GPS geschaut wie schnell ich fahre, 6,4km/h das macht ca. 2m pro Schlag. Wußte gar nicht, daß ich so lange Arme habe. Das baut auf. 10min 1km das ist doch was. Schon seit Tagen sehe ich das 14km von der Küste gelegene Inselpaar Praximadia. Ich traue mich nicht, einen Abstecher dorthin zu machen, 1. bin ich alleine, 2. weiß man nicht wie schnell das Wetter umschlägt. Heute wäre es bestimmt kein Problem. Und schneller als gedacht fahre ich meinem letzten Zielpunkt entgegen. Der Wind hat etwas aufgefrischt und eine leicht Dünung aus Südwest ist zu spüren. Ich komme immer näher an die Küste, das Wasser wird kribbeliger, da die Wellen von den Felsen reflektiert werden. Ich fahre in die Bucht von Matala ein. Matala der sagenumwobene FlowerPowerOrt der 60er. Ich habe mich bis heute immer dagegen gesträubt, ihn zu besuchen, weil es jeder gemacht hat. Diesmal, mit einem Faltboot, ist das anders. Matala ist eigentlich ein ganz hübsches Fischerdorf,

muß ich mir eingestehen. Ich lasse mich mit den Füssen auf Deck dem Strand entgegen treiben. Ein paar Schläge bringen mich in die Nähe der Höhlen in der auch schon mal Cat Stevens und Bob Dylan gehaust haben. Ich frage einen deutschen Schwimmer, ob er nicht mal ein Foto von mir mit diesen Höhlen machen will, und Klick.

Gemütlich suche ich mir eine hübsche Taverne aus und fahre vor. Nach einem Bier und einer Stärkung, mache ich mich auf die Suche nach einer Bleibe. Der anvisierte Campingplatz ist jetzt in der Nachsaison schon geschlossen. Da muß ich wohl einen "room" nehmen, denn wild campen wollte ich hier nicht. Das Zimmer ist schnell gefunden, nur wie bekomme ich mein Boot dorthin, hintenrum über den langen Sandstrand, wo die Räder versinken und ich mich vor den Leuten abquälen muß, nein. Ich frage einen Engländer, ob er "strong" ist, sehr hilfsbereit trägt er mit mir das Kajak ein paar Stufen hoch auf die Strasse. Der Rest ist ein Klacks.

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Schlussbetrachtung

Diese Kretapaddeltour war ein wunderbares Erlebnis. Mal gecampt, mal ein Zimmer genommen. In der Nachsaison ist alles billiger und die Menschenmassen, die im Sommer Kreta überfluten, sind auch wieder an ihren Abeitsplätzen. Stände und Tavernen sind nicht mehr so voll. Das Wetter ist nicht mehr ganz so stabil, man muss mit einigen Schlechtwetter Perioden rechnen, mit starkem böigem Wind, Regen und Temperaturen unter 20 Grad. Das nächste Mal wünsche ich mir, mit gleichgesinnten Paddlern das Meer unsicher zu machen. Inseln wie Paximadis oder gar Gavdos stellen eine Herausforderung da.

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Ausrüstung


Nautiraid Greenlander MK III Baujahr 2000, Bootswagen, Seesocke (selbst geschneidert), North Face Bullfrog Zelt, Therma Rest Matte, Ersatzpaddel, Schwimmweste, Handpumpe, Paddelfloat, Handy, GPS (Garmin 12), Psion5 MX Pro in einer Otterbox, Sony Weltempfäner ICF SW100, Silva 70 Deckskompaß, Wander Kompaß, Wanderkarte Westkreta 1: 100.000 (HarmsIC Verlag), Treibanker, Segelschirm, Colman Benzinkocher, 10l Wasser, Kodak DC210 Digitalkamera, Konika MerMaid wasserdichte Kamera, Extrata 8x27N wasserdichtes Fernglas, diverse wasserdichte Beutel, und Boxen. Kleiding, kein Neo oder Trockenanzug (Wassertemperaturen um 24°)... Insgesammt 60kg.

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Marukusu und die Kajaks